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Runen und Mondstände

Ein weiteres Argument für die mythologische Stimmigkeit der Runenbotschaft ist ihre geradezu „maßgeschneiderte“ Anpassung an den Jahreskreis. Dies gilt nicht nur für die Auslegung der Runen - so steht die „Hagalaz“(Hagel)-Rune beispielsweise am Monatsübergang Juli/August, wo in der Tat die meisten Hagelschauer zu verzeichnen sind! - sondern auch für deren eindeutige Bestimmbarkeit und Zuordnung. Die linksläufige Lesung macht es nämlich möglich, die Runen so exakt wie die astrologischen Sternzeichen im Jahreskreis zu plazieren. Genauso wie die Sternbilder weichen die Runen allerdings in den tatsächlichen Jahresverläufen mehr oder weniger deutlich von diesen vorgegebenen Daten ab.

Dies deshalb, weil die gesamte Kalenderberechnung unserer germanischen Vorfahren untrennbar an das Auf und Ab der einzelnen Mondphasen geknüpft ist. Jeder der insgesamt 24 Voll- und Schwarzmonddaten im Jahreskreis markiert den Wirkungsbereich eines ganz bestimmten Runensymbols aus dem 24 Stäbe umfassenden gemeingermanischen Futhark. Aufgrund der Umlaufzeiten des Mondes um die Erde verschieben sich aber die Mondphasen regelmäßig, so daß das jeweilige Mondstandsereignis, anders als beim Sonnenlauf, in jedem Jahr auf einen anderen Tag fällt.

Über einen größeren Zeitraum hinweg betrachtet, würde so beispielsweise die Schwarzmondrune zur Wintersonnenwende (ODALAZ) um das ganze Jahr herumwandern und sich plötzlich in der heißesten Juli / August-Periode wiederfinden. Schon die germanischen Weisen führten daher gewisse Korrekturen in ihre Mondstandsberechnungen ein. Heute bezieht sich die grundsätzliche zeitliche „Einnordung“ des Runensystems aus den gleichen Gründen auf das sogenannte „lunisolare Idealjahr“: Es ist dadurch gekennzeichnet, daß die erste Rune des linksläufigen Futharks (ODALAZ) astronomisch exakt in die Neumondnacht der Wintersonnenwende (21.12) fällt.

In unserer Zeit war 1976 das letzte Jahr, in dem der Neumond exakt auf die Wintersonnwend fiel. Ist das nicht der Fall, wird in Ableitung vom lunisolaren Idealjahr die Rune ODALAZ auf den der Wintersonnwend am nächsten stehenden Neumond gelegt. In der weiteren Berechnungsweise werden dann die folgenden 23 Runen, ihrer ursprünglichen Reihenfolge entsprechend, auf die folgenden Voll- und Neu- / Schwarzmondstände des Sonnenjahres verteilt. Bei dieser Ordnungsregel beeinflußt - dem runenmythischen Denken entsprechend - jede Rune nicht nur ihren zeitlich engen Mondstand, sondern die gesamte jeweilige Mondzunahme- oder Abnahmespanne.


Der 13. Mondmonat

Man muß sich darüber im klaren sein, daß die mythische Betrachtung des Mondlaufs im Jahreskreis, wie sie unsere germanischen Vorfahren pflegten, nicht immer der strengen Logik heutiger astronomischer Mathematik folgt. Dies würde auch dem spirituellen Anspruch des germanischen Runensystems zuwiderlaufen. Um die Kalenderberechnung trotz der astronomischen Unregelmäßigkeiten im Lot zu halten, führte die Runenlehre den sogenannten „13. Mondmonat“ ein. Dieser ist eine notwendige Folge der komplizierten Anpassung des Mondlaufs an das starre Schema des Sonnenjahres. Mit seinen vier Fixpunkten - Sommer- und Wintersonnenwende sowie Frühjahrs- und Herbstgleiche - bestimmt es die Jahreszeiten in einem festen, unveränderbaren Rhythmus. Der Jahreslauf des Mondes spielt sich innerhalb dieses Rahmens ab, paßt sich aber nicht an. Denn von Neumond zu Neumond vergehen nur 29,5 Tage, so daß nach 12 Neumonden lediglich 354 Tage vergangen sind. Ein komplettes Sonnenjahr dauert aber bekanntlich 365 Tage. Dies hat zur Folge, daß die Wechsel der Mondphasen von Jahr zu Jahr elf Tage früher eintreten. Betrachtet man das Jahr als Kreis, würden sich die 24 Mondstände (=Runen) entgegen dem Uhrzeigersinn bewegen. Nun geht die Berechnung des runischen Jahreskreises vom sogenannten „lunisolaren Idealjahr“ aus. Dieses ist dann gegeben, wenn exakt zur Wintersonnenwende (21. 12.) Neumond ist. Dann beginnt das neue germanische Jahr mit der Rune ODALAZ. Alle anderen Mondstände und Runen berechnen sich entsprechend.

Durch das um elf Tage kürzere „Mondjahr“ würde sich dieser Jahresbeginn - und folglich auch alle anderen germanischen Feiertage - immer weiter nach rückwärts verlegen und sich entgegen dem Uhrzeigersinn durch den ganzen Jahreskreis bewegen. So fände sich nach einigen Jahren beispielsweise die Rune BERKANA (Birke), die den Sieg des Frühlings symbolisiert, in der Mütternacht zur Wintersonnenwende wieder - der längsten, kältesten und dunkelsten des Jahreslaufs!

Um dies zu vermeiden, wird alle zwei bis drei Jahre - nämlich dann, wenn sich die aktuellen Mondstände schon zu weit von ihrer ursprünglichen Bedeutung entfernt haben - ein zusätzlicher „Mondmonat“ eingeschaltet, nach dem altenglischen Historiker Beda Venerabilis um die Sommersonnenwende herum. Dieser „13.“ ist ein mythischer, oder, wie man heute sagen würde, ein „virtueller“ Monat, in dem nichts wirklich passiert.

Praktisch wird das so gehandhabt: Angenommen, die Rune JERA (sie hat ihren Platz um die Sommersonnenwende, 23. 6. herum) ist durch die Verschiebung des Mondlaufs in den Mai gerutscht. Dann wird einfach der nächstfolgende Neumond - der jetzt der Sommersonnenwende zeitlich deutlich näher steht - als JERA angesehen und entsprechend weitergezählt. Die „alte“ JERA ist dadurch in den virtuellen 13. Mondmonat gefallen, in dem nichts passiert, in dem Stillstand herrscht. Deshalb wird sie - und die nachfolgende „alte“ Vollmondrune ISAZ - in diesem Schaltjahr nicht gezählt.


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